Wenn der Krebs ins Gewicht fällt

„Ich war immer jemand, der gerne gegessen hat, aber plötzlich stand ich vor dem Kühlschrank, habe ihn geöffnet, wieder zugemacht und bin gegangen. Mein Mann hat mir das Beste gekocht, aber ich konnte einfach nichts essen“, erzählt die Krebspatientin Gertrude Wagner über ihre Erfahrung mit Appetitlosigkeit.

Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit gehören zu den häufigsten Begleiterscheinungen einer Krebserkrankung – werden jedoch oft unterschätzt. Studien zeigen, dass bereits beim ersten onkologischen Termin mehr als ein Drittel der Patient:innen einen ungewollten Gewichtsverlust von über 5 % aufweisen.1

Wir klären auf, auf welche Warnsignale Sie achten sollten und wann der richtige Zeitpunkt ist, um nach Ernährungstherapie zu fragen. Denn Wissen und Eigeninitiative sind die Schlüssel zur Bekämpfung von Mangelernährung bei onkologischen Erkrankungen.

Gertrude Wagner

Ich halte mich für eine Kämpfernatur

Getrude Wagner Krebspatientin
  • 70

    schätzungsweise 30 bis 70 Prozent der onkologischen Patient:innen sind von Mangelernährung betroffen.2

  • 5

    bereits ein ungewollter Gewichtsverlust von 5% kann die körperliche Belastbarkeit und die Therapie beeinflussen.1

  • 30

    20-30% der Krebspatient:innen versterben an den Folgen der Mangelernährung- nicht an den Folgen der Erkrankung.3

Eine unzureichende Ernährung kann sich auf verschiedene Weise auf den Körper auswirken und den Verlauf einer Krebserkrankung beeinflussen:

  • Muskelabbau (Sarkopenie): Wenn der Körper nicht genügend Nährstoffe erhält, greift er auf eigene Reserven zurück, was zu einem Abbau von Muskelmasse führen kann. Dies beeinträchtigt nicht nur die körperliche Kraft und Mobilität, sondern auch das Immunsystem, das eine wichtige Rolle im Heilungsprozess spielt.
  • Therapieverträglichkeit: Studien zeigen, dass Patient:innen mit Mangelernährung empfindlicher auf Krebstherapien reagieren und häufiger unter Nebenwirkungen wie erhöhter Müdigkeit, Infektanfälligkeit oder einer längeren Erholungszeit nach den Behandlungen leiden.6
  • Verlängerte Krankenhausaufenthalte: Ein schlechter Ernährungszustand kann die Genesung verlangsamen, was zu einer längeren Verweildauer im Krankenhaus führen kann.4

Bereits ein ungewollter Gewichtsverlust von nur 5 % kann die körperliche Belastbarkeit verringern und die Wirksamkeit der Therapie beeinflussen.5 Eine frühzeitige Ernährungsintervention kann helfen, den Körper zu stärken und die Lebensqualität zu erhalten. Die gute Nachricht: Mangelernährung ist behandelbar – wenn sie frühzeitig erkannt wird. Erste Warnsignale sind ungewollter Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit oder anhaltende Müdigkeit. Auch eine veränderte Nahrungsaufnahme, etwa durch schnelle Sättigung oder den Verzicht auf Mahlzeiten, kann darauf hinweisen, dass eine gezielte Ernährungsunterstützung notwendig ist.

Ernährung bei Krebs: Zwischen Fakten und Mythen

Trotz der hohen Bedeutung der Ernährungstherapie gibt es viele widersprüchliche Empfehlungen dazu, was Krebspatient:innen essen sollten – nicht alle sind wissenschaftlich belegt. Doch welche Ratschläge helfen wirklich, und welche Mythen können sogar schaden?

1. Mythos: „Man kann den Tumor aushungern“

Ein fataler Irrglaube. Der Tumor „bedient“ sich vorrangig an den Nährstoffreserven des Körpers – insbesondere aus der Muskulatur. Hungern schwächt daher nur den Körper und nicht die Krebserkrankung.

2. Mythos: „Zucker fördert Krebswachstum“

Zwar nutzen Krebszellen Glukose als Energiequelle, aber der vollständige Verzicht auf Zucker oder Kohlenhydrate bringt keine Vorteile. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung ist entscheidend.

3. Mythos: „Superfoods können Krebs heilen“

Lebensmittel wie Kurkuma oder Ingwer werden oft als „Superfoods“ bezeichnet und ihnen werden gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben. Obwohl einige Inhaltsstoffe dieser Lebensmittel in Laborstudien und Tierversuchen positive Effekte, wie beispielsweise eine wachstumshemmende Wirkung auf Krebszellen, gezeigt haben, ist ihre Wirksamkeit beim Menschen nicht belegt. Ein Problem besteht darin, dass die in Studien verwendeten Konzentrationen oft sehr hoch sind und die Bioverfügbarkeit dieser Stoffe im menschlichen Körper begrenzt ist. Daher ersetzen solche Lebensmittel keinesfalls eine wissenschaftlich fundierte Ernährungstherapie.7

Wie findet man die richtige Ernährungstherapie?

Nicht jede Ernährungsstrategie eignet sich für jede:n Krebspatient:in. Entscheidend ist eine individuelle Anpassung an die Erkrankung, den Therapieplan und mögliche Beschwerden. In vielen Fällen reicht eine Anpassung der täglichen Ernährung unter Anleitung einer Diätolog:in aus, um den Nährstoffbedarf zu decken und den Körper zu unterstützen.

Wenn jedoch eine normale Ernährung nicht mehr ausreicht, kann eine medizinische Ernährungstherapie notwendig werden. Diese umfasst den gezielten Einsatz hochkalorischer Trink- oder Sondennahrung (enteral) bis hin zur Ernährung über die Vene in Form einer Infusion (parenteral), um eine ausreichende Energie- und Nährstoffversorgung sicherzustellen. Da eine medizinische Ernährungstherapie auf den individuellen Bedarf abgestimmt sein muss, darf sie nur von Ärzt:innen oder Diätolog:innen verordnet werden.

Fazit: Aktiv werden – je früher, desto besser!

Ernährung ist ein entscheidender Faktor für den Therapieerfolg und die Lebensqualität. Patient:innen sollten frühzeitig mit ihrem Behandlungsteam über eine mögliche Ernährungstherapie sprechen. Onkolog:innen, Diätolog:innen oder Ernährungsberater:innen sind die ersten Ansprechpersonen, wenn es um eine gezielte Ernährungsunterstützung geht. Auch Hausärzt:innen, Pflegekräfte oder spezialisierte Homecare-Services können wertvolle Unterstützung bieten und die richtige Versorgung sicherstellen. Wer gut versorgt ist, hat bessere Chancen, die Therapie erfolgreich zu bewältigen und sich schneller zu erholen. In diesem Sinne: Nicht abwarten – aktiv werden!

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Die unterstützende Ernährung sollte zu den individuellen Bedürfnissen passen. Nur gemeinsam mit medizinischem Fachpersonal können Betroffene eine optimale Lösung finden.

Ralf Simanek

Gerade am Anfang der Erkrankung stehen andere Dinge im Vordergrund – Untersuchungen, Diagnosen, Therapieplanung. Ernährung wird oft erst dann ein Thema, wenn es bereits zu Problemen kommt.

Dr. Ralph Simanek Ärztlicher Leiter der Hämatologie Ambulanz im Gesundheitszentrum Floridsdorf

Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit gehören zu den häufigsten Begleiterscheinungen einer Krebserkrankung – werden jedoch oft unterschätzt. Studien zeigen, dass bereits beim ersten onkologischen Termin mehr als ein Drittel der Patient:innen einen ungewollten Gewichtsverlust von über 5 % aufweisen.1 „Viele Patient:innen merken gar nicht, dass sie an Muskelmasse verlieren“, erklärt Onkologe Dr. Ralph Simanek, ärztlicher Leiter der Hämatologischen Ambulanz im Gesundheitszentrum Floridsdorf. „Gerade am Anfang der Erkrankung stehen andere Dinge im Vordergrund – Untersuchungen, Diagnosen, Therapieplanung. Ernährung wird oft erst dann ein Thema, wenn es bereits zu Problemen kommt.“

Bereits in diesem frühen Stadium wäre es wichtig und notwendig, den Ernährungsstatus zu erheben, da der Beginn der Abnahme von Gewicht und Muskelmasse der beste und effektivste Zeitpunkt ist, um die Negativspirale zu durchbrechen: Je früher Mangelernährung erkannt wird, desto besser lässt sie sich behandeln.

Warum verlieren viele Krebspatient:innen ungewollt an Gewicht?

Die Ursachen für ungewollten Gewichtsverlust bei Krebspatient:innen sind vielfältig. Einerseits führen Nebenwirkungen der Krebstherapie wie Übelkeit, Geschmacksveränderungen oder Appetitlosigkeit dazu, dass Betroffene weniger Nahrung aufnehmen.8 Andererseits beeinflusst die Erkrankung selbst den Stoffwechsel: Tumorzellen nehmen am liebsten Zucker auf, um Energie zu gewinnen. Speziell ist auch, dass Krebszellen diesen Zucker vergären, anstatt ihn mithilfe von Sauerstoff möglichst effizient zu verbrennen, wie es eine „normale“ Zelle machen würde (man nennt das Glykolyse). Wenn der Zucker nicht über Nahrung zugeführt wird, holt sich die entartete Zelle diesen z. B. aus dem Muskel. Als Endprodukt bei dieser Art der Energiegewinnung entsteht Lactat, was zu einem sauren Milieu führt, das die Krebszelle schützt. Bekannt ist dieses Phänomen als „Warburg Effekt“.9 Dies führt dazu, dass der Körper vermehrt Energie verbraucht, während gleichzeitig entzündliche Prozesse verstärkt werden, die den Muskelabbau beschleunigen.10.

Ein weiteres Problem ist die sogenannte Krebskachexie (Verlust von über 5 % des Körpergewichts innerhalb eines Jahres in Kombination mit anderen Phänomenen wie erhöhte Entzündungswerte, Blutarmut, Abgeschlagenheit oder Abnahme der Muskelkraft). Es handelt sich dabei um eine als Folge von Krebs auftretende Stoffwechselstörung, die zu Auszehrung (Kachexie) und Abmagerung führt. Kachexie tritt insbesondere bei bösartigen Tumoren auf, die den Verdauungstrakt betreffen.4

Laut Dr. Simanek haben viele Patient:innen zunächst sogar das Gefühl, dass eine Gewichtsabnahme positiv sei. „Gerade übergewichtige Patient:innen freuen sich anfangs, dass sie abnehmen. Doch das Problem ist: Es geht nicht um Fett, sondern um Muskeln. Und dieser Muskelschwund hat direkte Auswirkungen auf die körperliche Belastbarkeit und die Therapieerfolge.“

Wann sollte man aktiv nach einer Ernährungstherapie fragen?

Viele Betroffene und Angehörige sind sich unsicher, wann der richtige Zeitpunkt ist, eine Ernährungstherapie in Anspruch zu nehmen. Die onkologische Pflegeexpertin Daniela Haselmayer betont, wie wichtig es ist, Patient:innen behutsam an das Thema heranzuführen: „In den ersten Wochen nach der Diagnose befinden sich viele in einem Schockzustand. Sie haben mit so vielen Informationen zu kämpfen – Ernährung steht da nicht ganz oben auf der Prioritätenliste. Doch genau deshalb ist es wichtig, Schritt für Schritt aufzuklären und frühzeitig auf das Thema aufmerksam zu machen.“

Warnsignale
Credit: (c) Pexels

Fachgesellschaften11 und internationale Expert:innen auf dem Gebiet der onkologischen Ernährung empfehlen, spätestens bei folgenden Warnsignalen aktiv zu werden:

  • Ungewollter Gewichtsverlust innerhalb weniger Wochen: Bereits ein Verlust von nur 5 % des Körpergewichts kann die Prognose negativ beeinflussen und das Risiko für Komplikationen erhöhen.
  • Anhaltende Appetitlosigkeit: Lang anhaltender Appetitverlust kann zu einer unzureichenden Nährstoffzufuhr führen und den Krankheitsverlauf verschlechtern.4
  • Schnelle Erschöpfung und Müdigkeit ohne klare Ursache: Tumorbedingte Entzündungsreaktionen können den Stoffwechsel beeinflussen und zu anhaltender Fatigue führen.10
  • Verändertes Essverhalten: Ein frühzeitiges Sättigungsgefühl oder eine drastische Reduktion der Portionsgrößen können frühe Anzeichen einer Mangelernährung sein.12
  • Muskelabbau: Der Verlust von Muskelmasse ist eine typische Folge der sogenannten Kachexie, die bei bis zu 70 % der Krebspatient:innen auftritt und den Therapieerfolg stark beeinträchtigen kann.13
Daniela Haselmayer

In den ersten Wochen nach der Diagnose befinden sich viele in einem Schockzustand. Sie haben mit so vielen Informationen zu kämpfen – Ernährung steht da nicht ganz oben auf der Prioritätenliste. Doch genau deshalb ist es wichtig Schritt für Schritt aufzuklären und frühzeitig auf das Thema aufmerksam zu machen.

Daniela Haselmayer Onkologische Pflegeexpertin AKH Wien

Internationale Leitlinien empfehlen daher ein regelmäßiges Screening auf Ernährungsdefizite sowie eine interdisziplinäre Betreuung, um frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen.4

Wie erfolgt die Zusammenarbeit zwischen Onkologie und Ernährungstherapie?

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit spielt eine zentrale Rolle, wenn es um die Ernährung von Krebspatient:innen geht. In vielen Kliniken arbeiten Onkolog:innen, Diätolog:innen und Pflegekräfte eng zusammen, um eine bestmögliche Betreuung sicherzustellen. „Die Herausforderung ist, dass Ernährungstherapie nicht automatisch Teil der onkologischen Behandlung ist“, erklärt Haselmayer.

Es gibt keine verpflichtenden Standards, wie frühzeitig Patient:innen über Ernährungsmaßnahmen aufgeklärt werden müssen. Vieles hängt von der Eigeninitiative der Patient:innen ab.

Daniela Haselmayer Onkologische Pflegeexpertin AKH Wien

Daher sollten Betroffene aktiv nachfragen, ob eine Ernährungsberatung sinnvoll wäre – am besten bereits beim Erstgespräch oder in den ersten Wochen der Therapie. In vielen Fällen genügt es, die Ernährung anzupassen und bewusst nährstoffreiche Lebensmittel zu konsumieren. Wenn jedoch ein signifikanter Gewichtsverlust droht, kann eine medizinische Ernährungstherapie notwendig werden.

Gewicht im Blick behalten: Prävention durch regelmäßiges Monitoring

Ein regelmäßiges Gewichtmonitoring kann helfen, Mangelernährung frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig gegenzusteuern. Idealerweise sollte das Körpergewicht mindestens einmal pro Woche gemessen und dokumentiert werden. Zeigt sich innerhalb kurzer Zeit ein ungewollter Gewichtsverlust von mehr als zwei Kilogramm, ist es ratsam, ärztlichen Rat einzuholen.

„Viele unterschätzen, wie wichtig es ist, das Gewicht regelmäßig zu überprüfen“, erklärt Dr. Simanek. „Besonders bei Krebspatient:innen kann der Körper schnell auf ein Energiedefizit reagieren. Wenn man merkt, dass das Gewicht sinkt, sollte sofort eine Anpassung der Ernährung erfolgen.“

Auch subtile Veränderungen wie nachlassende Muskelkraft oder eine zunehmende Erschöpfung sollten ernst genommen werden, da sie auf eine unzureichende Nährstoffversorgung hinweisen können. Wer frühzeitig mit Diätolog:innen oder Ernährungsberater:innen über Anpassungen spricht, kann gezielt Maßnahmen ergreifen, um den Ernährungszustand zu stabilisieren und die körperliche Belastbarkeit zu erhalten.

Fazit: Früh handeln, um die Lebensqualität zu erhalten

Mangelernährung ist kein unvermeidliches Schicksal – sie kann frühzeitig erkannt und behandelt werden. Das Wichtigste ist, die ersten Warnsignale ernst zu nehmen und rechtzeitig Unterstützung zu suchen.

„Ernährung ist ein entscheidender Baustein der Krebstherapie“, fasst Haselmayer zusammen. „Es geht nicht nur um Kalorien, sondern darum, dem Körper die bestmögliche Unterstützung zu geben, damit er die Therapie gut durchsteht und sich schneller erholt.“

Die beste Strategie: Nicht abwarten, sondern aktiv werden.

Gertrude Wagner

Vor etwa sechs Jahren erhielt ich die Diagnose Krebs. Es handelte sich um Myome, von denen einige bösartig waren und sich innerlich verbreiteten – insbesondere im Bereich des Magens. Dabei fing alles harmlos an: Ich ging zu meinem Hausarzt, weil ich Magenprobleme hatte. Es fühlte sich an wie eine ständige Bitterkeit im Magen.

Getrude Wagner Krebspatientin

Ob Chemotherapie, Strahlentherapie oder operative Eingriffe – jede dieser Therapien kann Nebenwirkungen mit sich bringen, die die Nahrungsaufnahme erschweren. „Nach drei Wochen hatte man endlich Gewissheit: Der Krebs hatte sich ausgebreitet. Ich begann mit einer Immuntherapie, die glücklicherweise sofort Wirkung zeigte. Doch mein Magen spielte nicht mehr mit.“

Dabei ist klar: Ernährung ist nicht nur eine Begleitmaßnahme, sondern ein wesentlicher Bestandteil der onkologischen Therapie. Eine gezielte Ernährungsstrategie kann helfen, den Körper mit Nährstoffen zu versorgen, den Muskelabbau zu reduzieren und die Lebensqualität während der Behandlung zu erhalten.

Die richtige Ernährung während der Chemotherapie

Die Chemotherapie zählt zu den häufigsten Krebsbehandlungen. Sie greift schnell teilende Zellen an – nicht nur die Krebszellen, sondern auch gesunde Körperzellen, was zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Geschmacksveränderungen und Verdauungsproblemen führen kann.

Ralf Simanek

Der Stoffwechsel verändert sich, der Energieverbrauch steigt, und gleichzeitig signalisiert das Gehirn oft ein Sättigungsgefühl, obwohl eigentlich ein Defizit besteht. Der Körper beginnt, auf seine Reserven zurückzugreifen – zuerst auf die Glykogenspeicher, dann auf die Muskelmasse.

Dr. Ralph Simanek Ärztlicher Leiter der Hämatologie Ambulanz im Gesundheitszentrum Floridsdorf

Was ist wichtig?

Hochkalorische und eiweißreiche Ernährung

Der Körper benötigt während der Therapie mehr Energie und Eiweiß zur Regeneration. Lebensmittel wie Eier, Fisch, Geflügel, Milchprodukte oder proteinreiche Trinknahrung können helfen, den Bedarf zu decken.

Kleine, regelmäßige Mahlzeiten

Anstatt großer Portionen sind mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt oft besser verträglich.

Milde Zubereitung

Gedünstete oder gekochte Speisen sind oft bekömmlicher als frittierte oder stark gewürzte Lebensmittel.

Ausreichend Flüssigkeit

Mindestens 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit täglich helfen, den Körper zu entlasten und Nebenwirkungen wie Verstopfung vorzubeugen.

Umgang mit Appetitlosigkeit und Geschmacksveränderungen

Viele Patient:innen kämpfen während der Krebstherapie mit Appetitlosigkeit oder bemerken, dass Lebensmittel plötzlich anders schmecken. Dies kann dazu führen, dass sie weniger essen und ungewollt Gewicht verlieren. „Irgendwann war es für mich unmöglich, normal zu essen. Mein Magen war vollständig zugewachsen. Ich konnte keinen Bissen mehr zu mir nehmen – wochenlang“, berichtet Gertrude Wagner. Eine Magenspiegelung bestätigte schließlich, dass die Passage komplett verschlossen war.

Um den Kalorienbedarf dennoch zu decken, sind angereicherte Speisen oder nährstoffreiche Getränke eine wertvolle Unterstützung. Auch eine angenehme Atmosphäre beim Essen spielt eine wichtige Rolle – Ablenkung durch Musik oder Gespräche kann helfen, die Mahlzeiten entspannter zu gestalten.

Geschmacksveränderungen sind während der Therapie keine Seltenheit und können den Genuss am Essen erheblich beeinträchtigen. Falls Fleisch einen metallischen Geschmack hat, kann es hilfreich sein, auf pflanzliche Proteinquellen wie Hülsenfrüchte oder Tofu umzusteigen. Zitrusfrüchte, frische Kräuter oder milde Gewürze können helfen, den Geschmackssinn anzuregen und das Essen angenehmer zu gestalten. In manchen Fällen trägt auch die Verwendung von Plastikbesteck anstelle von Metallbesteck dazu bei, unerwünschte Geschmacksveränderungen zu reduzieren.

Falls die Appetitlosigkeit über längere Zeit anhält, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden, um eine gezielte Ernährungsunterstützung zu besprechen.

Was hilft bei Übelkeit?

Eine weitere Nebenwirkung der Krebstherapie ist Übelkeit. Oft können kleine, trockene Snacks wie Zwieback oder Salzstangen helfen, um den Magen zu beruhigen. Starke Gerüche können die Beschwerden verstärken, weshalb es sinnvoll ist, intensiv riechende Speisen zu meiden. Bestimmte Getränke wie Ingwertee oder Pfefferminztee haben sich als wohltuend erwiesen und können helfen, Übelkeit zu lindern.

Muskelabbau vorbeugen – Warum Eiweiß so wichtig ist

Ein großes Problem während der Krebstherapie ist der Verlust von Muskelmasse. Dies liegt daran, dass der Körper in einem katabolen Zustand ist, also mehr Energie abbaut als aufbaut. Besonders bei Krebspatient:innen, die ungewollt Gewicht verlieren, ist dies ein kritischer Faktor für die Prognose. So kann man Muskelabbau vorbeugen:

Hochwertige Eiweißquellen wie Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Hülsenfrüchte oder speziell angereicherte Trinknahrungen sind essenziell, um den Proteinbedarf zu decken. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin empfiehlt bei onkologischen Patient:innen eine erhöhte Proteinzufuhr von mindestens 1,2–1,5 g Protein pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag.14 Für eine Person mit 60kg Körpergewicht würde das eine empfohlene Tagesdosis von 72–90 g Protein pro Tag bedeuten. Bei 90 g müssten somit 9 Portionen Protein täglich gegessen werden – das entspricht z.B. 1 Ei + 50 g Käse + 100 g Fleisch + 5 weitere Portionen. Selbst für einen gesunden Menschen ist dies kaum zu schaffen, für einen Menschen mit Appetitlosigkeit, Übelkeit und Kau- bzw. Schluckbeschwerden ist es fast unmöglich. Dieses Beispiel verdeutlicht einmal mehr, dass der Wunsch und der Wille allein oft nicht ausreichend sind, um die geforderte Menge an Proteinen mit der täglichen Ernährung zu sich zu nehmen. Zusätzliche Nahrungszufuhr in Form von Trink- bzw. Sondennahrung oder parenteraler Nahrung als Hilfsmittel sind dabei oft unerlässlich.

Angepasste körperliche Aktivität, insbesondere Krafttraining, kann helfen, den Muskelabbau zu verlangsamen und die körperliche Leistungsfähigkeit zu erhalten.

Diese Fettsäuren, die in fettem Fisch wie Lachs oder in Fischölpräparaten enthalten sind, können entzündungshemmend wirken und den Erhalt der Muskelmasse positiv beeinflussen.15

Enterale vs Parenterale Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung versorgt den Körper mit Energie, Proteinen und essenziellen Nährstoffen. Doch während einer Krebstherapie kann genau diese Nahrungsaufnahme zur Herausforderung werden. In solchen Fällen stellt sich die Frage: Wie kann man den Körper trotzdem mit allem versorgen, was er braucht? Hier kommen hochkalorische Trink- und Sondennahrungen ins Spiel – sie bieten eine gezielte Möglichkeit, Defiziten entgegenzuwirken und die Energiezufuhr aufrechtzuerhalten.

Im Vergleich zu herkömmlichen Lebensmitteln enthalten diese Spezialprodukte eine deutlich höhere Kaloriendichte. Bereits kleine Mengen liefern eine große Dosis an Energie und Nährstoffen, sodass der Körper optimal versorgt wird. Zusätzlich sind sie speziell zusammengesetzt: Omega-3-Fettsäuren, Proteine und Ballaststoffe helfen, Entzündungen zu reduzieren und den Muskelabbau zu verlangsamen. Ein weiterer Vorteil liegt in der einfachen Aufnahme: Während feste Nahrung für manche Patient:innen schwer zu kauen oder zu schlucken ist, bieten flüssige Produkte eine bekömmliche Alternative.

„Hochkalorische Produkte sind kein Ersatz für eine gesunde Ernährung, sondern eine wichtige Ergänzung, wenn normale Mahlzeiten nicht mehr ausreichen“, betont Simanek.

Wann sind Spezialprodukte (z. B. Fresubin) sinnvoll?

Die Entscheidung für den Einsatz hochkalorischer Ernährung sollte immer in Absprache mit medizinischem Fachpersonal erfolgen. Es gibt jedoch bestimmte Situationen, in denen diese Produkte besonders empfehlenswert sind:

Bei ungewolltem Gewichtsverlust

Bereits ein Gewichtsverlust von mehr als 5 % innerhalb weniger Wochen kann sich negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken.1

Bei Appetitlosigkeit oder früher Sättigung

Wenn normale Mahlzeiten nicht mehr in ausreichender Menge gegessen werden können, bieten hochkalorische Drinks eine gute Alternative.

Bei Muskelschwund und Schwäche

Ein erhöhter Proteinbedarf kann mit eiweißreichen Trinknahrungen gedeckt werden, um den Muskelabbau zu reduzieren.

Bei Kau- und Schluckproblemen

In solchen Fällen erleichtern flüssige Produkte oder Sondennahrung die Nahrungsaufnahme.

„Wir sehen in der Praxis oft, dass Patient:innen zögern, hochkalorische Produkte zu nutzen“, berichtet Pflegekraft Daniela Haselmayer. „Viele denken, sie müssten mit fester Nahrung allein zurechtkommen. Doch gerade in der Krebstherapie ist es wichtig, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten – egal in welcher Form.“

Angereicherte Lebensmittel vs. LBMZ – Was ist der Unterschied?

Angereicherte Lebensmittel

Angereicherte Lebensmittel sind Lebensmittel, die gezielt mit zusätzlichen Nährstoffen oder gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen angereichert wurden. Dazu gehören beispielsweise probiotische Joghurts zur Unterstützung der Darmflora, mit Omega-3-Fettsäuren angereicherte Milchprodukte oder ballaststoffreiche Frühstücksflocken für eine bessere Verdauung. Diese Produkte sind frei im Supermarkt oder in Drogerien erhältlich und richten sich an die allgemeine Bevölkerung. Sie können eine ausgewogene Ernährung ergänzen, ersetzen jedoch keine gezielte medizinische Ernährung, die speziell auf gesundheitliche Bedürfnisse abgestimmt ist.

LBMZ (Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke)

Im Gegensatz zu angereicherten Lebensmittel sind LBMZ (Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke, auch medizinische Ernährung genannt) speziell für Menschen mit bestimmten Erkrankungen oder besonderen Ernährungsbedürfnissen entwickelt. Sie unterliegen strengen regulatorischen Vorgaben und sollten nur unter ärztlicher Aufsicht oder auf Empfehlung von Ernährungsfachkräften verwendet werden. LBMZ sind beispielsweise für Patient:innen gedacht, die ihren Nährstoffbedarf nicht mehr ausreichend über normale Lebensmittel oder angereicherte Lebensmittel decken können. Dazu gehören hochkalorische Trinknahrungen, Sondennahrung oder Pulverprodukte, die eine gezielte Nährstoffversorgung sicherstellen.

Kurz zusammengefasst

Während angereicherte Lebensmittel für die breite Bevölkerung gedacht sind, richtet sich LBMZ gezielt an Patient:innen, die eine spezielle Ernährung benötigen.

Welche Vorteile bieten Fresenius-Homecare-Lösungen?

Neben den Produkten selbst spielt auch die Unterstützung durch professionelle Ernährungsberatung eine entscheidende Rolle. Fresenius Kabi bietet spezielle Homecare-Lösungen, die Patient:innen und Angehörige entlasten und eine sichere Versorgung mit medizinischer Ernährung gewährleisten. Eine individuelle Beratung durch Ernährungsexpert:innen hilft dabei, die optimale Zusammensetzung der Ernährung an den persönlichen Bedarf anzupassen.

Um die Versorgung zu erleichtern, können hochkalorische Produkte direkt nach Hause geliefert werden, sodass Betroffene sich nicht um die Beschaffung kümmern müssen. Zusätzlich bietet geschultes Fachpersonal Unterstützung bei der Anwendung – sei es bei der richtigen Verabreichung von Sondennahrungen oder im Umgang mit der Verabreichung von parenteraler Ernährung über die Vene, das Homecare-Team unterstützt Patient:innen und Angehörige mit Anwendungsschulungen und steht mit Rat und Tat zur Seite, bis alle offenen Fragen geklärt sind.

Diese Services erleichtern nicht nur den Alltag, sondern stellen auch sicher, dass die Ernährung optimal an die individuellen Bedürfnisse angepasst wird, um eine bestmögliche Unterstützung während der Therapie zu gewährleisten. Hochkalorische Trink- und Sondennahrung oder parenterale Ernährung können helfen, Mangelernährung vorzubeugen und den Körper in der Therapie bestmöglich zu unterstützen.

„Es geht nicht darum, ob jemand seine Ernährung selbst ‚schaffen‘ kann“, sagt Haselmayer. „sondern darum, den Körper optimal zu versorgen. Und manchmal bedeutet das eben, auf Spezialprodukte zurückzugreifen, um Kraft und Lebensqualität zu erhalten.“

Die wichtigste Botschaft: Nicht warten, sondern frühzeitig handeln. Denn eine gute Ernährung kann ein entscheidender Baustein für den Therapieerfolg sein.

Ich habe lange nicht gemerkt, dass ich an Gewicht verliere. Erst als die Kleidung zu locker wurde und mein Gürtel nicht mehr passte, wurde mir bewusst, dass ich handeln muss.

Getrude Wagner Krebspatientin

Viele Patient:innen erleben Momente, in denen ihnen das Essen schwerfällt, sei es durch fehlenden Appetit, Verdauungsprobleme oder eine generelle Erschöpfung. Doch oft dauert es, bis sie realisieren, wie sehr sich ihr Körper verändert. „Ich war immer jemand, der gerne gegessen hat, aber plötzlich stand ich vor dem Kühlschrank, habe ihn geöffnet, wieder zugemacht und bin gegangen“, erinnert sich Wagner. „Mein Mann hat mir das Beste gekocht, aber ich konnte einfach nichts essen.“

Diese Momente zeigen, wie schleichend Mangelernährung auftreten kann. Daher ist es wichtig, nicht zu warten, bis der Körper sichtbar geschwächt ist, sondern frühzeitig aktiv zu werden – sei es durch Anpassung der Ernährung oder in Absprache mit Ärzt:innen und Ernährungsexpert:innen.

Wie können Angehörige unterstützen?

Für viele Angehörige ist es eine Herausforderung, die richtige Balance zwischen Unterstützung und Eigenständigkeit der Patient:innen zu finden. Einerseits möchten sie helfen, andererseits soll kein zusätzlicher Druck entstehen. „Mein Mann bereitete mir liebevoll das Beste zu, doch ich öffnete den Kühlschrank, sah das Essen, machte die Tür wieder zu und ging“, erzählt Gertrude Wagner über ihre Erfahrung mit Appetitlosigkeit. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit kann für beide Seiten belastend sein.

Elisabeth Hütterer, Diätologin an der Medizinischen Universität Wien, betont, dass Angehörige sich nicht dafür verantwortlich fühlen sollten, die gesamte Ernährung des Patienten bzw. der Patientin sicherzustellen: „Manche versuchen, jede Mahlzeit zu kontrollieren oder zu überwachen. Doch das erzeugt zusätzlichen Stress, der oft kontraproduktiv ist.“ Stattdessen empfiehlt sie, sanfte Erinnerungen in den Alltag zu integrieren, z. B. durch kleine, regelmäßige Essensangebote oder Getränke. „Viele Betroffene essen und trinken instinktiv nicht mehr, weil ihr Körper ihnen kein Hungergefühl signalisiert. Deshalb sind strukturierte Erinnerungen sinnvoll – etwa ein Timer, der alle zwei Stunden daran erinnert, eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen.“

Eine weitere wichtige Rolle der Angehörigen ist die emotionale Unterstützung. Viele Betroffene haben Schuldgefühle, wenn sie wenig essen, oder das Gefühl, ihre Familie zu enttäuschen. Wagner erzählt: „Ich habe mir immer gedacht, ich kann mir meinen Mann nicht einfach nehmen und mit ihm essen gehen – ich wusste nicht, was ich bestellen soll.“ Hütterer rät dazu, solche Situationen nicht mit Druck zu verstärken, sondern alternative Lösungen zu finden.

Elisabeth Hütterer

Wenn jemand nicht essen möchte, ist das verständlich. Aber statt darüber zu diskutieren, hilft es oft mehr, Alternativen bereitzustellen – etwa eine Suppe, einen Smoothie oder ein nährstoffreiches Getränk, das leichter konsumiert werden kann.

Elisabeth Hütterer Diätologin Medizinische Universität Wien

Letztlich sollten Angehörige darauf achten, sich selbst nicht zu überfordern. Unterstützung bedeutet nicht, die gesamte Verantwortung zu übernehmen. Eine professionelle Ernährungsberatung kann beiden Seiten helfen, Strategien zu entwickeln, die langfristig funktionieren. „Man muss sich einfach trauen“, sagt Wagner ermutigend. „Es gibt Unterstützung – man muss sie nur annehmen.“

Homecare: Wann ist es sinnvoll?

Wenn Ernährungsprobleme den Alltag zunehmend belasten, kann eine professionelle Unterstützung durch Homecare-Services eine wertvolle Entlastung sein. Diese spezialisierten Angebote helfen dabei, die Ernährung gezielt an die individuellen Bedürfnisse anzupassen und bieten nicht nur eine praktische Versorgung, sondern auch eine kontinuierliche fachliche Begleitung.

Eine individuell abgestimmte Ernährungsberatung stellt sicher, dass Patient:innen die optimale Nährstoffzufuhr erhalten. Zusätzlich können hochkalorische Spezialprodukte direkt nach Hause geliefert werden, sodass Betroffene sich nicht um die Beschaffung kümmern müssen. Auch die richtige Anwendung von Sondennahrung oder parenteraler Ernährung kann durch geschultes Fachpersonal begleitet werden, um eine sichere und effektive Nutzung zu gewährleisten.

„Gerade wenn Essen zur Belastung wird, kann Homecare eine echte Hilfe sein“, erklärt Diätologin Elisabeth Hütterer: „Es geht nicht nur um Produkte, sondern um eine individuelle Betreuung, die Patient:innen und Angehörigen gleichermaßen Sicherheit gibt.“

Auch Gertrude Wagner hat diese Erfahrung gemacht: „Mein Hausarzt und das Krankenhaus waren eine große Hilfe. Wenn ich merkte, dass ich Unterstützung brauchte, konnte ich mich jederzeit an sie (Anmerkung der Redaktion: an Homecare) wenden. Sie kümmerten sich um alles. Der Service geht sogar bis nach Hause – wenn etwas mit der Anlieferung der Nahrung nicht klappt, ist immer jemand da und hilft weiter.“

Besonders wichtig ist dabei eine vertrauensvolle Begleitung, denn viele Betroffene sind durch widersprüchliche Informationen verunsichert. „Verunsicherung und Fragezeichen begleiten viele Patient:innen während ihrer Erkrankung. Sie erhalten verschiedene Ratschläge aus Medien oder dem sozialen Umfeld und wissen oft nicht, was wirklich hilfreich ist“, beschreibt Hütterer ihre Erfahrung aus der Praxis.

Gerade deshalb sind professionelle Ernährungskonzepte und kontinuierliche Unterstützung entscheidend. Homecare-Angebote ermöglichen eine individuell abgestimmte Betreuung, die nicht nur zur körperlichen Stabilität beiträgt, sondern auch das Vertrauen in die eigene Therapie stärkt.

Gemeinsam aktiv werden

Die Ernährung während einer Krebstherapie ist kein Nebenschauplatz – sie ist ein entscheidender Faktor für Wohlbefinden und Genesung. Patient:innen sollten frühzeitig auf Warnsignale wie ungewollten Gewichtsverlust achten und aktiv nach Unterstützung suchen. „Ich habe gelernt, dass es in Ordnung ist, Hilfe anzunehmen. Viele Krebspatient:innen haben eine Scheu davor, künstliche Ernährung auszuprobieren. Dabei kann es so viel Lebensqualität zurückgeben“, berichtet Gertrude Wagner aus eigener Erfahrung.

Auch Angehörige spielen eine zentrale Rolle. Ihr Einfühlungsvermögen, ihre Geduld und die Bereitschaft, sich mit den Bedürfnissen der Betroffenen auseinanderzusetzen, können maßgeblich dazu beitragen, dass Ernährung keine zusätzliche Belastung wird. „Ich möchte anderen Mut machen: Traut euch, Unterstützung anzunehmen! Ihr seid nicht allein“, ermutigt Wagner.

Wenn die normale Nahrungsaufnahme zunehmend schwieriger wird, können Homecare-Services eine wertvolle Unterstützung bieten. Sie ermöglichen eine gezielte Ernährungstherapie, die individuell auf die Bedürfnisse der Patient:innen abgestimmt ist. Denn das Wichtigste ist: Niemand muss diesen Weg allein gehen.

1Muscaritoli M, Lucia S, Farcomeni A, Lorusso V, Saracino V, Barone C, Plastino F, Gori S, Magarotto R, Carteni G, Chiurazzi B, Pavese I, Marchetti L, Zagonel V, Bergo E, Tonini G, Imperatori M, Iacono C, Maiorana L, Pinto C, Rubino D, Cavanna L, Di Cicilia R, Gamucci T, Quadrini S, Palazzo S, Minardi S, Merlano M, Colucci G, Marchetti P; PreMiO Study Group. Prevalence of malnutrition in patients at first medical oncology visit: the PreMiO study. Oncotarget. 2017 Aug 10;8(45):79884-79896. doi: 10.18632/oncotarget.20168. PMID: 29108370; PMCID: PMC5668103.
2Deutsche Krebsgesellschaft (2024). Mangelernährung bei Krebspatient:innen. Verfügbar unter: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/nebenwirkungen-der-therapie/beschwerden-bei-krebstherapien-und-gegenmassnahmen/man.html#:~:text=Bei%20Krebspatient*innen%20kommt%20es,Prozent%20von%20ihnen%20sind%20betroffen (Zugriff am: 17.03.2025)
3Arends J, Bachmann P, Baracos V, Barthelemy N, Bertz H, Bozzetti F, Fearon K, Hütterer E, Isenring E, Kaasa S, Krznaric Z, Laird B, Larsson M, Laviano A, Mühlebach S, Muscaritoli M, Oldervoll L, Ravasco P, Solheim T, Strasser F, de van der Schueren M, Preiser JC. ESPEN guidelines on nutrition in cancer patients. Clin Nutr. 2017 Feb;36(1):11-48. doi: 10.1016/j.clnu.2016.07.015. Epub 2016 Aug 6. PMID: 27637832.
4Muscaritoli, M., Arends, J., Bachmann, P., Baracos, V., Barthelemy, N., Bertz, H., … & Zurcher, G. (2021). ESPEN practical guideline: Clinical Nutrition in Cancer. Clinical Nutrition, 40(5), 2898-2913.
5Laviano, A., Koverech, A., & Seelaender, M. (2016). Emerging issue in cachexia and nutritional status in cancer. Current Opinion in Clinical Nutrition and Metabolic Care, 19(4), 223-226
6Biesalski, H. K., Espen, E. G., & Arends, J. (2018). Evidence-based nutrition in cancer treatment. Nutrition, 55, 1-6.
7Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums. (2024). Was ist dran: Kurkuma bei Krebs?. Abgerufen am 17. März 2025, von https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/detail/was-ist-dran-kurkuma-bei-krebs
8DGEM – Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin. (2024). Medizinische Ernährung in der Onkologie.
9Warburg, O. (1956). On the origin of cancer cells. Science, 123(3191), 309–314. https://doi.org/10.1126/science.123.3191.309
10Argilés, J. M., Busquets, S., Stemmler, B., & López-Soriano, F. J. (2014). Cancer cachexia: Understanding the molecular basis. Nature Reviews Cancer, 14(11), 754–762. https://doi.org/10.1038/nrc3829
11Z. B. die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM)
12Laviano, A., Di Lazzaro, L., Koverech, A. (2016). Nutrition support and clinical outcome in advanced cancer patients. Proceedings of the Nutrition Society, 75(2), 176–180. https://doi.org/10.1017/S0029665116000247
13Baracos, V. E., Martin, L., Korc, M., Guttridge, D. C., & Fearon, K. C. (2018). Cancer-associated cachexia. Nature Reviews Disease Primers, 4(1), 17105. https://doi.org/10.1038/nrdp.2018.4
14DGEM – Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (2017). S3-Leitlinie Klinische Ernährung in der Onkologie.
15Aoyagi T, Terracina KP, Raza A, Matsubara H, Takabe K. Cancer cachexia, mechanism and treatment. World J Gastrointest Oncol. 2015 Apr 15;7(4):17-29. doi: 10.4251/wjgo.v7.i4.17. PMID: 25897346; PMCID: PMC4398892.